ZÄHNEKNIRSCHEN
Jeder fünfte Deutsche knirscht – meist im Schlaf – so heftig mit den Zähnen, dass es schädlich ist: der hier entstehende Druck ist enorm, sodass er etwa dem Sechs- bis Zehnfachen der normalen Bisskraft entspricht. Auch wenn sie jeder mal hat, diese Phasen in denen man die „Zähne zusammenbeißen muss“, kann das auf Dauer schlimme Folgen haben. Was können wir dagegen tun?
Alle Infos hier im Artikel:
Was passiert beim Zähneknirschen?
Beim Zähneknirschen, medizinisch Bruxismus genannt, liegt ein wiederholtes, unbewusstes Aufeinanderpressen und Reiben der Kiefer vor. Das Knirschen kann sich in einem Reiben, Malmen, Pressen oder Zusammendrücken der Zähne äußern und ist den Betroffenen oft gar nicht bewusst. Manchmal ist es nämlich auch der Partner, der nachts durch das unangenehme Geräusch wach wird und darauf aufmerksam macht.
Warum knirscht man?
Bruxismus kann psychische und anatomische Ursachen haben, manchmal auch eine Kombination aus beidem. Die häufigste Ursache ist psychisch und privater bzw. beruflicher Natur. Neuere Studien zeigen, dass Menschen, die knirschen, Ruhephasen nicht mehr richtig nutzen können. Das Zähneknirschen ist somit eine Art, Stress zu verarbeiten, wobei es von häufigem Alkoholkonsum, Atemstörungen im Schlaf sowie durch die Einnahme bestimmter Medikamente noch unterstützt werden kann.
Kinder knirschen besonders häufig mit den Zähnen, wobei die Annahme sie befänden sich im Wachstum und müssten ihre Zähne mit den Jahren erst noch „zurechtruckeln“ ein Trugschluss ist. Es folgen Frauen vor Männern und die Altersgruppe von 20-45 Jahren, denn mit dem Alter nimmt das Zähneknirschen ab und nicht einmal mehr jeder 30. über 60 knirscht (noch) im Schlaf.
Bin ich ein „Knirscher“?
Sind die Zähne bereits angegriffen, kann der Zahnarzt leicht Hinweise für Bruxismus erkennen. Besonders typisch sind hier stark abgeschliffene Schneidezähne, die sogenannten Schliff-Facetten. Doch auch wenn bisher noch keine Zahnschäden erkennbar sind, gibt es Symptome, die darauf hindeuten können, dass Du ein „Knirscher“ bist. Kopf- und Nackenschmerzen, ein knackender Kiefer, ein wenig erholtes Gefühl am Morgen oder auch eine Art Muskelkater im Kiefer können Indizien sein.
Welche Folgen kann das Zähneknirschen haben?
Wenn Du knirschst, geht das Deinen Zähnen buchstäblich an die Substanz. Das starke Pressen und Schieben reibt die Kauflächen ab, sodass sich kleine Risse im Zahnschmelz und Brüche an der Zahnhartsubstanz bilden. In besonderen Fällen kann der Druck sogar kleine Stücke vom Zahnschmelz absprengen, da sich die Kraft auf einzelne Zähne fokussiert. Auch in der Muskulatur hinterlässt das Zähneknirschen Spuren: die andauernde Anspannung trainiert Deine Kaumuskulatur wie eine Hantel Deinen Bizeps. Weitere Folgen des Knirschens können demnach eine Art „Muskelkater“ im Kiefer- oder Gesichtsbereich, Kopfschmerzen bis hin zum Tinnitus und Rücken- und Halswirbelsäulenbeschwerden sein.
Was kann ich dagegen tun?
Die klassische Lösung bei „Nacht-Knirschern“, oder Schlafbruxismus, ist die Okklusionsschiene, oft „Knirschschiene“ genannt, die nachts getragen werden soll. Oft als Sofortmaßnahme angefertigt kann diese hart oder weich sein und an den Ober- oder Unterkiefer angepasst werden. Die Kosten hierfür trägt die Krankenkasse! Da die Okklusionsschiene aber leider nicht das Knirschen an sich verhindert, sondern lediglich die Zähne vor weiteren Schäden schützt, ist es wichtig dem Auslöser auf den Grund zu gehen. Ein guter Zahnarzt wird zunächst versuchen, den Beweggrund des Zähneknirschens heraus zu finden, um seine Behandlung daran individuell auszurichten.
Anders verhält es sich, wenn der Patient im Wachzustand knirscht. Hier kommen Verhaltenstherapien zum Einsatz, die darauf abzielen, den Patienten das Pressen der Kiefer bewusst werden zu lassen. Eine Möglichkeit kann sein, sich einen Punkt an den Arbeitsplatz zu kleben, der die Aufmerksamkeit auf den Kiefer lenken soll, wenn man ihn sieht.
Unabhängig von der Art des Knirschens kann noch etwas anderes getan werden: Sport! Hilf Deinem Körper zu entspannen, Stresshormone abzubauen. Ein intensives Workout, Yoga und Meditation können heilsam sein.
Was kann die Beschwerden lindern?
Physiotherapie ist eine sehr gute ergänzende Maßnahme. Lockerungsübungen, Massagen und Wärmeanwendungen helfen die Verspannungen in der Kiefermuskulatur zu lösen. Auch Osteopathie kann durch den Ausgleich von Spannungen lindernd wirken.
Besonders vielversprechend ist auch Biofeedback, bei dem die Muskelanspannungen mithilfe von Elektroden an einen Computer übertragen und sichtbar gemacht werden. Ein akustisches Signal macht den Patienten auf die Anspannung aufmerksam und hilft wieder ganz gezielt zu lernen, wie sich Entspanntheit anfühlt. Die Kosten für diese Behandlung übernehmen die Krankenkassen jedoch leider nicht.
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